Ein Großer verlässt die politische Bühne

Veröffentlicht am 30.09.2014 in Landespolitik

Alwin Ziel (Foto:privat)

von Uwe Klein

Die Überschrift wird Alwin Ziel eigentlich nicht gerecht, denn als Bühne hat Alwin Ziel die Politik nie betrachtet. Der ehemalige Landtagsabgeordnete unseres Wahlkreises gehört nicht zu den Politikern, die Beifall heischend auf der Suche nach der besten Schlagzeile umherlaufen. Nein, Alwin Ziel gehört zu den Politikern, die fleißig und zielstrebig für das arbeiten, was ihnen wichtig ist. In Alwins Fall ist das unstrittig das Land Brandenburg, dem er als Abgeordneter, Innenminister, Sozialminister und nicht zuletzt auch als stellvertretender Ministerpräsident unter Manfred Stolpe diente. Seit 1990 gehörte er dem Landtag Brandenburg an. Als Innenminister war er 1993/94 maßgeblich dafür verantwortlich, dass Glienicke/Nordbahn den Status einer „amtsfreien Gemeinde“ auf Dauer behalten konnte, obwohl die dafür erforderliche Zahl von 5.000 Einwohnern zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben war.

Zur Landtagswahl am 14. September 2014 kandidierte der 73-Jährige nicht mehr und verabschiedet sich nun in den politischen Ruhestand.

Wer mich kennt weiß, dass ich es nicht so mit „Vorbildern“ habe. Ein klarer eigener Kompass und klare Ziele sind eher meins. Doch Alwin Ziel ist zu einem Vorbild für mich geworden. Sagt man vielen Politikern nach, sehr schnell den Bezug zur Realität und die Bodenhaftung zu verlieren, stand und steht Alwin Ziel mit beiden Füßen fest auf dem Boden der Realität, immer ansprechbar für jeden aus dem Wahlkreis und eine Unterstützung für ehrenamtliche Politiker, so auch für mich.

Doch ist Alwin Ziel unumstritten? Wohl kaum. Wie sollte er auch. Jemand mit seinem Profil eckt selbstverständlich auch mal an. Dann wurde gern schon einmal tief in die untere Schublade der „Dreckkiste“ gegriffen, um ihn gegebenenfalls persönlich anzugreifen, denn anders, sprich in der Sache, war es schwer, ihn zu treffen.

So waren sich einige nicht zu schade, eine schwere private Zeit für Angriffe gegen ihn zu nutzen. Wikipedia schreibt über diesen Zeitraum aus Alwin Ziels Leben: „Ziel beging am 22. April 1988 anlässlich eines Verwandtenbesuchs in Niedersachsen ‚Republikflucht‘. Nur vier Monate später, am 16. August 1988, kehrte er in die DDR zurück, nachdem seine Frau verhaftet worden war und die Behörden gedroht hatten, die gemeinsamen Söhne in ein Kinderheim einzuweisen.“ Mich bewegt es immer wieder, wenn ich darüber nachdenke, welch schwere Zeit die Familie Ziel durchmachen musste, wollte sie doch nur eins: in Freiheit leben.

Doch trotz, oder vielleicht gerade wegen dieser schweren Zeit, trat Alwin Ziel bereits 1989 in die SDP und somit in die spätere SPD ein. Er wurde Mitglied der ersten und einzigen frei gewählten Volkskammer der DDR und im Oktober 1990 Mitglied des Landtages Brandenburg, dem er ununterbrochen bis September 2014 angehörte.

Auch wenn sich Alwin Ziel nun aus der ersten Reihe der Landespolitik verabschiedet hat, bin ich mir sicher, dass er uns und mir auch zukünftig als Ratgeber zur Seite stehen wird, denn Alwin Ziel ist ein politischer Mensch und das legt man nicht einfach von heute auf morgen ab.

Ich freue mich für Alwin Ziel, dass er jetzt in seinem „politischen Ruhestand“ mehr Zeit für sich, seine Familie und Freunde hat, doch er wird mir fehlen als mein und unser Vertreter im Potsdamer Landtag.

Auch wenn er mir persönlich fehlen wird, ist es sicher auch Zeit für einen Generationswechsel gewesen. Das wird auch Alwin so sehen. Und er wird sich darüber gefreut haben, dass mit Inka Gossmann-Reetz eine Sozialdemokratin das Direktmandat errungen hat und unseren Wahlkreis zukünftig gut im brandenburgischen Landtag vertreten wird.

Danke Alwin, für alles, was du für unser Land getan hast, und vor allem danke, dass ich dich als politischen Weggefährten kennen und schätzen lernen durfte.

Uwe Klein


 

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