Zeit endlich zu Handeln

Veröffentlicht am 12.01.2018 in Allgemein

Obdachlosigkeit bedroht immer öfter auch die Mittelschicht

von Uwe Klein
Gemeindevertreter in der Glienicker Gemeindevertretung
Abgeordneter des Kreistages Oberhave
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Etwa drei Viertel der Deutschen haben Sorge vor zu hohen Wohnkosten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Deutschen Caritasverbandes hervor. Vorbei sind die Zeiten, in denen von Obdachlosigkeit „nur“ die sozial Schwachen betroffen sind. „Wohnungsnot ist zu einer sozialen Wirklichkeit geworden, die gesellschaftliches Konfliktpotenzial birgt", sagte Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, zum Start der Caritas-Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause". Steigende Mieten träfen nicht länger nur Menschen mit geringem Einkommen. Auch Krankenschwestern, Polizisten oder Erzieherinnen spürten, dass bezahlbarer Wohnraum mittlerweile Mangelware sei. „Das Problem hat die Mitte der Gesellschaft erreicht", ergänzte Neher. Vor allem in Berlin ist die Wohnungsnot zunehmend zu einem ernstzunehmenden Problem geworden, das nicht mehr ignoriert werden kann.

Notunterkunftsplätze sind in Berlin Mangelware. Ein Umstand, den auch Oberhavel zunehmend zu spüren bekommt. Im Dezember letzten Jahres wurde eine 75-jährige Frau, die offenbar seit Wochen mit ihrer Tochter im Wald hauste, tot von der Polizei geborgen. Entsetzen in der Nachbarschaft. Ein Aufschrei ging durch die Bevölkerung. Wie kann es sein, dass mitten unter uns über Wochen Menschen gezwungen sind, im Wald zu „leben“ und niemand interessiert sich für das Schicksal der Betroffenen? Unter dem Eindruck dieses Todesfalles habe ich bereits im Dezember 2017 das Problem von Obdachlosen, die auch nach Oberhavel drängen in der Sitzung der Glienicker Gemeindevertretung angesprochen.

In Berlin Kreuzberg gibt es eine Notunterkunft für wohnungslose Familien mit 30 Plätzen. Hier erleben die betreuenden Sozialarbeiter, dass das „Randphänomen“ Obdachlosigkeit zu einem ernsthaften Problem wird. Monatlich müssen hilfesuchende Familien abgewiesen werden, weil kein Platz mehr vorhanden ist.

Längst sind dunkle, stromlose Wohnungen für viele bittere Realität geworden, weil das Geld zu Begleichung der Stromrechnung nicht da ist. Stark steigende Mieten bei einer stagnierenden Lohnentwicklung werden für viele Familien, auch der so genannten Mittelschicht, zum Problem. Der Anteil des Einkommens, der monatlich für die Miete aufgebracht werden muss, steigt. Zwangsräumungen, Wohnungslosigkeit sind leider allzu oft die Folge.

Mich macht es wütend, wenn ich von politischen Entscheidungsträgern Aussagen wie „wer sich Glienicke nicht leisten kann, muss halt woanders hinziehen“ höre. Ist es nicht die Politik, die es versäumt hat, für bezahlbaren Wohnraum, nicht nur in Glienicke, zu sorgen? Die Probleme Obdachlosigkeit und Wohnungsmangel werden ignoriert, bestenfalls wird auf die Zuständigkeit von anderen verwiesen.

Wir müssen im Landkreis Oberhavel dringend und vor allem kurzfristig mehr Plätze in Notunterkünften schaffen. Der Bau von bezahlbaren Wohnungen muss intensiviert werden. Obdachlosigkeit und Wohnungsnot entwickelt sich mehr und mehr zu einem gesamtgesellschaftlichen Problem.

Vor diesem Hintergrund müssen alle Städte und Gemeinden gemeinsam mit dem Landkreis hier endlich agieren und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

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